Meinung

Jung, kontrovers und digital

Herbstferien im Bundestag: Während seines Praktikums an der Seite der Abgeordneten Siemtje Möller (SPD) aus Varel konnte Jannes Wiesner vom Kreisjugendparlament Friesland viel für die Antidiskriminierungskampagne "Together" lernen. Sein Fazit: "Lasst uns wieder politisch streiten!"

Warum Diskussionen so wichtig sind

Noch immer stellen junge Leute in der Politik eine Ausnahme dar. Dabei sind gesellschaftliches Engagement und ein wirklich zukunftsorientiertes Handeln wichtiger denn je geworden. Während wir in Deutschland und ganz Europa eine Abkehr von demokratischen und freiheitlichen Grundwerten erleben, stellen nationalistische und offen rassistische Argumente heute wieder einen akzeptierten Teil der politischen Landschaft dar.
Eine denkbare Lösung dieses Problems liegt dabei in der stärkeren Vernetzung von Politik und Gesellschaft. Um besser verstehen zu können, wie eine solche Vernetzung möglich ist, habe ich unsere Bundestagsabgeordnete Siemtje Möller eine Woche lang begleitet. Zentraler Bestandteil meiner Arbeit war dabei vor allem die Auseinandersetzung mit dem politischen Zeitgeschehen, auch unter besonderer Berücksichtigung der deutsch-französischen Aufarbeitung des Ersten Weltkrieges. Dabei ging es um die Frage, welche Lehre aus der Abkehr vom gesellschaftlichen und politischen Frieden für den modernen Umgang mit Konflikten und Demokratiedefiziten gezogen werden kann. Da die geschichtliche Aufarbeitung dieser Zeit auch eine wichtige Rolle für meine Arbeit in der Antidiskriminierungskampagne Together spielt, bestand hierin eine große Chance, neue Perspektiven für weitere Veranstaltungen der Kampagne herauszufinden.
Der Dialog zwischen Alt und Jung, Links und Rechts, Politik und Gesellschaft ist dafür zwingend notwendig. Um Lösungsansätze für den nun aufkommenden Nationalismus und Populismus, aber auch für schon länger bestehende Probleme wie die mangelnde Kommunikation zwischen Bürgern und Politik finden zu können, muss eine neue Form der Vernetzung entstehen. Auf der einen Seite muss ein überparteilicher Dialog der demokratischen Kräfte hierfür eine Plattform bieten. Dort könnten themenorientierte Diskussionen geführt und sich auch einmal über generelle Grundsätze des politischen Miteinanders verständigt werden.

Transparenz schaffen mit Facebook & Co.

Eine weitere Möglichkeit hierfür besteht im digitalen Fortschritt. Das Verwenden von Sozialen Medien ist ein wichtiger Bestandteil bei der Arbeit eines modernen Abgeordnetenbüros. Natürlich können Facebook und Instagram den persönlichen Austausch nicht ersetzen, aber sie bieten die Möglichkeit, Inhalte zu verbreiten und in direkten Kontakt zu den Menschen zu kommen. Ein, wenn auch deutlich komprimierter, inhaltlicher Austausch wird so möglich und eine transparente Arbeit gewährleistet. Allein die Betrachtung der Nutzergruppen von neuen Medien bringt dabei enorme Möglichkeiten mit sich. Jugendlichen und jungen Erwachsenen können politische Inhalte schnell und einfach vermittelt werden, bieten im Idealfall sogar Motivation zum eigenen Engagement und mit Umfragefunktionen sogar eine Form der direkten Teilhabe an Entscheidungsprozessen. Eine Form der digitalen politischen Partizipation, wie etwa ein online-Jugendforum, würde hierfür ein niedrigschwelliges Vernetzungs- und Teilhabeangebot liefern. Bürgerliches Engagement und Ehrenamt zu stärken, den Dialog zu suchen und neue Vernetzungsangebote zu schaffen, das sollte die Devise sein.
Überall dort, wo ein offener Diskurs über politische Anliegen hergestellt wurde, konnte eine ebenso verständliche Lösung des Problems sich gegen simple und populistische Lösungen durchsetzen. Eine neue Streitkultur, die uns nicht mehr schweigen lässt über die sozialen und gesellschaftlichen Probleme, ist dafür aber zwingend notwendig. Wenn wir es schaffen, Politik wieder für alle zugänglich zu machen, sie transparent zu gestalten und den politischen Streit nicht scheuen, nur dann kann eine Erneuerung der Politik wirklich gelingen.
Wir sollten mutig genug sein, auch einmal Neues zu wagen. Junge Menschen sollten in ihrem Engagement gestärkt werden. Viele wollen und können mehr Verantwortung in Politik und Gesellschaft übernehmen. Wir sollten ihnen unter die Arme greifen. Nur so können wir wieder für Politik begeistern. Und, lasst uns wieder politisch streiten!

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