von Thilo Fahlbusch, Charlotte Fahlbusch, Jessika Wandler, Jenna Carlotta Inhoff
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Wenn das Plastik zum Problem wird

Überleben im Plastikmeer

Was passiert, wenn unsere Schokoriegelpackung nicht im Müll, sondern im Meer landet?

Überleben im Plastikmeer

Plastik ist heutzutage ein fester Bestandteil unseres modernen Lebens und aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Lebensmittelverpackungen im Supermarkt, Kugelschreiber, Brotdosen, Trink- und Duschgelflaschen, Kleidungsstücke und Accessoires - sie alle sind aus Kunststoffen. Ein Teil der benutzten Kunststoffe landet ordnungsgemäß im Gelben Sack und wird teilweise wiederverwertet.

Im Jahr 2016 kamen im Abfallwirtschaftszentrum der Firma Nehlsen bei Wiefels allein aus der Umgebung, d.h. Friesland, etwa 364 Tonnen Hartkunststoffe zusammen. Da verschiedene Kunststoffe gemeinsam in den Abfall gelangen, oft stark gefärbt sind, und viele Folien oder Verpackungen auch mit anderen Stoffen, die kein Plastik sind, versetzt oder beschichtet sind (sogenannte Verbundstoffe), können sie nicht vollständig recycelt werden und gelangen in die Müllverbrennung. Dennoch ist Mülltrennung und das Recyclingsystem „Gelber Sack“ sinnvoll und wichtig. Trotzdem findet nicht alles seinen Weg zum Abfall- und Recyclinghof; viel Müll landet im Meer. Dort kann es zu einer Gefahr für Tiere und die Umwelt werden.

Sowohl Makroplastik, Plastik mit einer Größe über fünf Millimeter, als auch das kleinere Mikroplastik schaden marinen Lebewesen wie auch uns Menschen. Hierzu tragen nicht nur die bewusste, sondern auch die unbewusste Verschmutzung bei. Der Müll gelangt zum Beispiel durch Windböen von den Tischen am Strand, über Spaziergänger, die ihren Müll nicht ordnungsgemäß wegwerfen, oder von Schiffen auf hoher See in das Meer. Der Müll an den Stränden und im Wasser ist nicht besonders ansehnlich und hat somit Folgen für den Tourismus und für die Wirtschaft.

Für Tiere kann er gefährlich werden, da sie nicht immer unterscheiden können, ob es sich um einen Fremdkörper oder um ihre Nahrung handelt. Sie fressen das Plastik, das sich in ihren Mägen sammelt, wo es nicht verdaut werden kann. Ein durch die Plastikmenge hervorgerufenes, dauerhaftes Sättigungsgefühl lässt die Tiere verhungern. Außerdem können sich Tiere in den Plastikteilen verfangen, verletzen und so verenden.

Mikroplastik, das kleiner als fünf Millimeter groß ist, birgt weniger ein Risiko der Verletzung oder Verstopfung, da es von vielen Organismen wieder ausgeschieden werden kann. Jedoch können sich Giftstoffe aus dem Wasser über die brüchige Struktur den Partikelchen ansammeln und in den Körpern der Tiere wieder austreten – mit größtenteils noch ungeahnten Folgen.

Auch die Nordsee ist von der Plastikmüllverschmutzung betroffen – ein großes Problem, mit dem sich Wissenschaftler der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg seit Mitte 2016 befassen. In ihrem Projekt „Makroplastik in der südlichen Nordsee – Quellen, Verbreitungspfade und Vermeidungsstrategien“ untersuchen sie diese Problematik von verschiedenen Seiten.

Die Meeresbiologin Rosanna Schöneich-Argent ist u.a. für die Holzdrifter verantwortlich, die an 14 potenziellen Mülleintragsorten entlang der Küste und den großen Flüssen in Niedersachsen ausgeworfen werden. Weil das „Aktivieren“ der Öffentlichkeit ist ein wichtiger Punkt des Projektes ist, wird auf den ausgeworfenen Driftern dazu appelliert, diese nach dem Finden auf der Internetseite des Projekts zu melden. Bisher wurden bereits fast 7000 von insgesamt knapp 14000 ausgeworfenen Driftern gemeldet. Damit handfeste Ergebnisse und nicht nur Vermutungen aufgestellt werden, finden bis Ende 2018 regelmäßig Auswürfe statt. Mit Hilfe der Drifterfunde lassen sich bestehende Strömungsmodelle testen und verbessern, um den genauen Weg des Mülls herauszufinden. Zu diesem Zeitpunkt steht das Projekt noch relativ weit am Anfang und man plant bis 2020 eine Erarbeitung von Lösungen des Plastikmüllproblems.

Lösungsansätze wären zum Beispiel, an den Imbissständen biologisch abbaubares Besteck oder ein Pfandsystem für Besteck und Geschirr einzuführen; auch die Mülleimer könnten an Stränden und Touristenplätzen ganzjährig, anstatt nur während der Saison, stehen gelassen werden. Unter anderem könnte man auch versuchen, darauf zu achten, weniger in Plastik verpackte Produkte zu kaufen. Für umweltfreundlichere Produkte muss der Verbraucher meist tiefer in den Geldbeutel greifen, weshalb sich viele Menschen dagegen entscheiden, etwas im Alltag zu verändern. Es würde aber alleine schon einen Unterschied machen, von Plastiktüten auf zum Beispiel Leinenbeutel oder Körbe umzusteigen. Es gibt bereits viele weitere Ideen, wie beispielsweise Einweggeschirr aus Palmenblättern und essbare Löffel, welche allerdings noch nicht den nötigen Aufschwung gefunden haben. Dies wird aber hoffentlich in den nächsten Jahren der Fall sein.

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